"Südtirol testet": Startschuss für Coronatests in Gastronomie und Tourismus

In Gastronomie und Tourismus wird ab heute getestet. Dies wurde auf der heutigen Pressekonferenz zu „Südtirol testet“ mit Landeshauptmann Arno Kompatscher, Tourismuslandesrat Arnold Schuler, Gesundheitslandesrat Thomas Widmann, IDM-Präsident Hansi Pichler und HGV-Präsident Manfred Pinzger verkündet. Während im Sanitätsbetrieb, in den Krankenhäusern und in Seniorenheimen schon länger das Personal auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet wird, schließt sich nun der Tourismussektor an.  Das Land hilft finanziell mit.

Vorausgegangen ist dieser Maßnahme – wie in vielen Aspekten der Covid-19-Krise – eine langwierige Diskussion. Nachdem das Robert-Koch-Institut Südtirol im 5. März als Risikoregion eingestuft wurde, war und ist es nach wie vor nicht garantiert, dass Urlauber aus dem Ausland, besonders aus Deutschland und Österreich, dieses Jahr für einen Südtirol-Urlaub optieren. Mit den umfangreichen Tests des Personals der Gast- und Hotelleriebetriebe will man somit die Grundlage schaffen, Südtirol als sicheres Reiseziel nach außen hin zu vermarkten. Aber nicht nur.

Land finanziert mit

“Wir wollen mit diesen Tests zusätzliche Sicherheit schaffen, für alle, die im Gastgewerbe arbeiten und ihre Familien. Genau wie wir auch in anderen Bereichen etwa in den Seniorenheimen, im Sanitätsbetrieb oder bei den Hausärzten regelmäßig testen”, erklärt Kompatscher bei der Konferenz. Damit führt der Landeshauptmann offiziell eine Maßnahme ein, die nicht ganz ohne Kritik auskommen musste. In der Öffentlichkeit mehrten sich in den letzten Wochen die Stimmen, das Land ziehe den Goldesel Tourismus der eigenen Bevölkerung vor, sehe man bei den Südtirolern doch von umfassenden Tests ab. Zum Teil ist es gelungen, die Kritik als haltlos hinzustellen. Und das aus zweierlei Gründen: Das Land hilft zwar mit, jedoch werden die Tests am Personal der Betriebe nur mitfinanziert. Außerdem darf man sich nur bei internen Tests eine finanzielle Unterstützung von der öffentlichen Verwaltung erwarten.

Sollten nämlich Hoteliers oder Gastwirte auch die Gäste testen wollen, würde die Kosten komplett auf die Betreiber entfallen. Somit nimmt man zahlreichen Kritikern den Wind aus den Segeln; hieß es doch, dass man den deutschen Touristen den Südtirolern vorziehen würde. Auf der Pressekonferenz wurde zudem darauf hingewiesen, dass es nicht nur rein ums Testen ginge, wie Widmann hervorhebt: „Der Tourismus ist in unserer Teststrategie ein weiterer zentraler Sektor. Es geht dabei nicht nur ums Testen, sondern darum, aufgrund eines Protokolls genau festzulegen, wie beim Auftreten des Virus vorgegangen wird, um die Infektion einzudämmen und die Sicherheit der Hotelbetreiber und Mitarbeiter zu gewähren.“

Signal nach außen

Nichtsdestotrotz darf das nicht davon ablenken, dass es durchaus auch eine Marketingstrategie nach außen und nach innen ist. Auch wenn die Tests der Gäste freiwillig ist und letztendlich auf den Taschen der Hoteliers liegen bleiben, kann man durchaus erwarten, dass viele Betriebe auf den Zug aufspringen. Es könnte als Makel wahrgenommen werden, sollten Touristen mitbekommen, dass getestet werden könnte, aber ein Gastbetrieb davon nicht Gebrauch macht.

Außerdem ist es gerade angesichts der Skepsis, die im DACH-Bereich gegenüber Italien noch vorherrscht, ein Signal nach außen. „Urlaub in Südtirol ist sicher, wir schützen unsere Gäste, aber vor allem auch unsere Mitarbeiter und Familienbetriebe. Die Tests sind Ergänzungen zu vielen anderen Sicherheitsmaßnahmen“, untermauert Landesrat Schuler.

Auch Pinzger vom HGV schlägt in die gleiche Kerbe und spricht wohl einem Großteil der Wirte von der Seele: „Sicherheit und Gesundheit spielen bei der Urlaubsentscheidung eine zentrale Rolle. Mit dieser Testreihe zeigen wir Verantwortung für unsere Familien, Mitarbeiter, Gäste und für die gesamte Tourismusdestination“

22.000 in ganz Südtirol vorgesehen

Zwar lassen sich auf Südtirols Straßen immer mehr Autos mit deutschem oder österreichischem Kennzeichen ausmachen, jedoch rechnet man in der Branche mit einem Einbruch, der auch noch den Herbsttourismus betreffen könnte – vorausgesetzt, die zweite Welle bleibt aus.

Bevor es zu den südtirolweit 22.000 Tests kommt, startet die Testreihe in der Pilotregion Burggrafenamt beziehungsweise in den Gemeinden Schenna, Dorf Tirol und Meran. Das Testsystem umfasst die Betriebsinhaber und alle Mitarbeitenden der Beherbergungs-, Schank- und Speisebetriebe; dabei bleibt das Ziel unterm Strich das gleiche: Infektionen eindämmen. Damit begrenzt sich das Vorhaben nicht nur auf die Tests. Auch ein Protokoll wurde ausgearbeitet, das genau aufzeigt, wie man sich im Falle eines positiven Testergebnisses zu verhalten habe.

Ob Marketing oder Fürsorge: Es war ein nötiger Schritt vonseiten des Landes, um sicherzustellen, dass eine wichtige Säule des Südtiroler Ökosystems wieder an Fahrt aufnimmt. Auch in Anbetracht einer zweiten Welle im Winter können die Erkenntnisse aus dieser Testreihe einen gewichtigen Beitrag leisten, um ein eventuelles Vorgehen in der Wintersaison schon kurzfristig in einem klaren Verhaltensprotokoll festzulegen.

Andreas Inama

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