Nachhaltigkeit Südtirol? SDG-Tracker Südtirol heute vorgestellt

Südtirol will zu „green Region“, zu einer grünen Region, werden. Bis 2050 soll der CO2-Ausstoß pro Kopf auf ein Minimum reduziert werden, 1,5 Tonnen pro Jahr wurden als Ziel ausgerufen. Um diese Idee zu veranschaulichen und den Verwandlungsprozess des Landes beobachten zu können, haben Landeshauptmann Arno Kompatscher und Timon Gärtner, den Direktor des Landesinstituts für Statistik ASTAT, heute bei einer Pressekonferenz den SDG-Tracker Südtirol vorgestellt.

Mit dem Tracker sind alle Daten bezüglich der von der UNO festgelegten Sustainable Development Goals (SDG) einzusehen. Dabei kann ein Blick darauf geworfen werden, wie sich Südtirol in seiner Entwicklung Richtung Nachhaltigkeit schlägt. Das Messinstrument wurde direkt von der Landesregierung in Auftrag gegeben und soll, so Kompatscher, als „Grundlage für unsere politischen Entscheidungen“ dienen „danach aber auch, um deren Auswirkungen sichtbar zu machen und uns somit zu zeigen, wo wir den Hebel mittel- und langfristig ansetzen müssen“.

Kein “Leben unter Wasser”

17 SDG gibt es, doch nur 16 werden in der App angeführt, was einen sehr einfachen Grund hat. Eines der Ziele befasst sich mit dem Leben unter Wasser – und noch spezieller mit dem Leben auf dem Grund des Meeres. Eine Vision, der das Binnenland Südtirol wohl abschwören muss. Auf der App ist der Punkt „Leben unter Wasser“ zwar zu sehen, doch erreicht Südtirol damit erwartungsgemäß eine „Verfügbarkeit“ von 0 %.

Doch welche Ziele haben die UNO noch ausgerufen: Von den Schlagwörtern „Keine Armut“ über „Geschlechtergleichstellung“ bis hin zu „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ und „Leben an Land“ deuten alle Punkte darauf hin, wie eine Gesellschaft nachhaltiger Leben kann. Dabei geht es folglich nicht nur rein um den Umweltaspekt, sondern auch gesellschaftliche Faktoren spielen eine große Rolle. Jeder Punkt hat eine gewisse Anzahl von „Indikatoren“, deren Erfüllung einen höheren Prozentsatz bei der „Verfügbarkeit“ generieren. So wird plakativ festgehalten, inwiefern unsere Provinz schon grüne Fußabdrücke hinterlässt.

Daten noch kein seriöser Referenzwert

Obwohl die Daten noch sehr frisch sind und bisher nur beim Ziel „Gesundheit und Wohlergehen“ mehr als 20 Messungen durchgeführt wurden, kann man dich einen ersten Blick darauf werfen, inwiefern Nachhaltigkeit sich den Weg in die Mitte unserer Gesellschaft ebnet. Verhältnismäßig gut schlägt sich Südtirol demnach eben bei „Gesundheit und Wohlergehen“ (14/28 Indikatoren, Verfügbarkeit: 50 %), „Sauberes Wasser und sanitäre Versorgung“ (6/11, 54,5 %), „Industrie, Innovationen und Infrastruktur“ (7/12, 58,3 %), „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ (8/14, 57,1 %) und „Hochwertige Bildung“ (6/12, 50 %).

Doch nicht alles ist Gold, was glänzt – und gerade in einigen Aspekten, denen man eigentlich eine höhere „Verfügbarkeit“ zuschreiben mag, hinken den Ansprüchen hinterher. Oder besser gesagt: Wir als Gesellschaft hinken diesen hinterher. „Bezahlbare und saubere Energie“ zum Beispiel weist nur eine Rate von 2/6, 33,3 % auf. Und auch der „Geschlechtergleichstellung“ fehlt eine „Verfügbarkeit”, bis man die 50 % Marke knackt (6/14).

Daten werden ständig hinzugefügt

Nun muss aber vorausgeschickt werden, dass die Indikatoren noch sehr schwammig und äußerst ungenau sind. Beziehungsweise dürfen sie nicht als absolute Indikatoren für die Zustände in Südtirol wahrgenommen werden. Dies zeigen zum Beispiel die Indikatoren für „Keine Armut“ und „Kein Hunger“, die respektive bei 15,4 % (2/13) und 21,4 % (3/14) stehen. Und Hunger, so weit darf man sich aus dem Fenster lehnen, dürfte in Südtirol ein nur sehr begrenzt auftretendes Phänomen darstellen. Blickt man auf den Italienvergleich zum Punkt „Prozentueller Anteil der Bevölkerung, die in Armut oder sozialer Ausgrenzung lebt“, bewegt sich Südtirol mit 12,9 % weit unter dem italienweiten Durchschnitt (27,3 %).

In der Tat handelt es sich noch nicht um die endgültige Version. Auf der Plattform sind derzeit bloß Daten zu 80 der 248 von der UNO vorgesehenen Indikatoren sichtbar. Wie Gärtner erklärte, aktualisiert das ASTAT dort die Daten ständig und wird fortlaufend Daten zu weiteren Indikatoren hinzufügen: “Noch sind nicht alle Daten auf regionaler Ebene verfügbar. Die heute online gestellte Plattform ist daher lediglich eine Alpha-Version, sprich in der Entwicklungsphase.” Landeshauptmann Kompatscher ergänzte, dass aber auch am Ende bei Weitem nicht Daten zu allen Indikatoren online gestellt werden: “Das ist weder sinnvoll noch nötig, da viele Indikatoren unser Land einfach nicht betreffen – wie das Beispiel Meer ja zeigt.”

Hier geht’s zum SDG Tracker Südtirol

Andreas Inama

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