Offener Brief an die Landesregierung: Öffnet die Schulen

In einem offenen Brief an die Provinz (und namentlich an Landeshauptmann Arno Kompatscher sowie die Landesräte Philipp Achammer, Giuliano Vettorato, Waltraud Deeg und Michela Morandini) die politischen Entscheidungsträger zum Öffnen der Schulen aufgerufen. Seit nunmehr zwei Monaten herrscht in Italien totaler Stillstand. Auch Schüler und Kindergartenkinder sitzen seit 5. März zuhause. Während zu Beginn noch von einer zehntägigen Unterbrechung die Rede war, ist nicht klar, ob die Schulen in diesem Semester noch aufsperren. Momentan wird vor allem von September gesprochen.

Mit Beginn von „Phase zwei“ soll langsam Normalität in unseren Alltag einkehren. Gerade diese Normalität bringt viele Familien in die Bredouille. Während die Politik vorwiegend von Sanität und Wirtschaft spricht, fühlt sich eine Gruppe unserer Gesellschaft außen vorgelassen: Familien, deren Kinder daheim herumsitzen und in denen beide Elternteile bald wieder arbeiten gehen könnten. Um diesem Umstand so schnell wie möglich zu ändern, hat sich eine Gruppe von rund 450 Eltern zusammengeschlossen und den Brief verfasst.

Der Brief ist in drei Punkte aufgeteilt und macht auf Missstände aufmerksam, die im öffentlichen Diskurs an Bedeutung verloren zu haben scheinen.

Fehlender sozialer Austausch

„La scuola è un luogo fondamentale per il processo evolutivo di bambini ed adolescenti. Dove non solo vengono formate le competenze necessarie allo svolgimento dei ruoli adulti, ma soprattutto vengono create quelle reti di rapporti che permettono ai ragazzi di partecipare alla vita sociale.“ – Punkt eins ruft dazu auf, den Kindern und Jugendlichen wieder die Möglichkeit zu geben, über die Schule soziale Kontakte zu knüpfen. Die Schule ist im Leben vieler junger Menschen der soziale Mittelpunkt schlechthin. Es werden Freundschaften geknüpft und Erfahrungen ausgetauscht – es ist die Basis für ihre zukünftige Sozialkompetenz. Außerdem wird im Brief darauf hingewiesen, dass die Schule dazu dienen kann, durch die Coronakrise und Isolation davongetragene Traumata gemeinsam aufzuarbeiten, zumal viele Kinder aus schwierigen Familien kommen und häuslicher Gewalt ausgesetzt sein können.

Virtueller vs. Frontalunterricht

Der zweite Punkt ist etwas pragmatischer gefasst: Der virtuelle Unterricht kann den Unterricht im Klassenzimmer mit einer Lehrkraft zu keiner Zeit ersetzen. Die Lücke, die entsteht, kann nur schwierig geschlossen werden. Zunächst das Problem mit dem Arbeitsbereich: Viele Schüler finden zuhause keine geeigneten Voraussetzungen vor, um dem Unterricht konzentriert zu folgen. Bei größeren Familien ist es zu laut, oftmals bietet die eigene Wohnung nicht die Räumlichkeiten. Sollten Schwierigkeiten bei den Lehrinhalten auftauchen, besonders bei Oberschülern, können nicht immer die Eltern weiterhelfen. Außerdem darf nicht die Tatsache ignoriert werden, dass in vielen Haushalten die nötige Technologie nicht vorhanden ist. Vor allem in sozial schwächeren Familien ist ein eigener Laptop, manchmal sogar eine funktionierende Internetverbindung keine Selbstverständlichkeit. Somit würden viele junge Menschen in dieser Phase einen Rückstand hinterherlaufen, der nur schwer aufzuholen sein wird.

Wohin mit den Kindern?

Sollten nun Eltern arbeiten gehen können, steht das nächste Problem vor der Tür: Viele Familien können ihre Kinder nicht den Großeltern geben, zumal diese nach wie vor zur Risikogruppe gehören. Nichtsdestotrotz ist Smart Working in vielen Jobs keine Option. Und wenn, kann es gerade mit Kleinkindern oder Kindern, die ständiger Aufsicht bedürfen, zu Einbußen bei der Arbeitsleistung kommen. So muss entweder ein Elternteil zuhause bleiben und auf Arbeit verzichten; oder auf Babysitter zurückgreifen, was sich viele Familien finanziell nicht leisten können.

Anbei der vollständige Brief zum Herunterladen (Italienisch)

Offener Brief an die Provinz Bozen

Andreas Inama

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